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Sorgen um die Familien in der Heimat wegen Corona

Loudi Pepouere kam 2015 aus Kamerun nach Deutschland und machte im DRK-Seniorenzentrum „Haus am Park“ in Wendlingen seine Ausbildung zum Altenpfleger. In Corona-Zeiten sind seine Gedanken oft bei seiner Familie in Zentralafrika. Foto: Nicole Mohn

Unter dem Dach des DRK Nürtingen-Kirchheim arbeiten und engagieren sich Menschen mit den unterschiedlichsten Wurzeln. Einer davon ist Loudi Pepouere, Altenpfleger im „Haus im Park“ in Wendlingen.

(Nicole Mohn) Unter dem Dach des DRK Nürtingen-Kirchheim arbeiten und engagieren sich Menschen mit den unterschiedlichsten Wurzeln. Einer davon ist Loudi Pepouere. 2015 kam er aus Kamerun nach Deutschland und machte im DRK-Seniorenzentrum „Haus am Park“ in Wendlingen seine Ausbildung zum Altenpfleger. In Corona-Zeiten sind seine Gedanken oft bei seiner Familie in Zentralafrika. Gerade kommt Pepouere von der Fahrschule zum Dienst im Haus am Park. „Ich wohne zwar gleich hier rum die Ecke, aber einen deutschen Führerschein zu haben ist gut“, sagt der junge Afrikaner. Vor einem halben Jahr hat er seine Ausbildung als Altenpfleger erfolgreich abgeschlossen. Dass er übernommen wird, war für Einrichtungsleiterin Giacllin Sultana keine Frage. Von Anfang an hat das gesamte Team Loudi unterstützt, vor allem beim Büffeln der schwierigen Fachbegriffe. „Ich habe von allen Hilfe bekommen“, freut sich der gebürtige Kameruner über tolle Kollegen.

Eigentlich ist der Kameruner gelernter Fliesenleger. In seinem Beruf habe er jedoch nach seiner Ankunft in Deutschland keine Stelle finden können. Über ein Praktikum fand er den Weg zur Altenpflege. Und blieb. Was zu seinem Glück noch fehlt, ist die Aufenthaltsgenehmigung. Das Verfahren geht gerade seinen langen Amtsweg. „Zum Glück darf ich weiterarbeiten“, sagt Pepouere. Auch Giacllin Sultana ist froh darüber und steht dem Pfleger beim Weg zur Aufenthaltsgenehmigung zur Seite.

Sobald er die Papiere hat, möchte Pepouere möglichst zu seiner Familie nach Kamerun reisen. „Meine Tochter lebt dort, die Eltern, meine Schwester“, sagt er. Ohnehin ist es schwer, die Lieben so weit weg zu wissen. Nun aber, mit Corona, wiegt es doppelt schwer. Der Vater ist krank und sollte eigentlich zu weiteren Untersuchungen ins Krankenhaus. Doch wegen der Infektionsgefahr verzichte er lieber darauf, erzählt der junge Mann. In seinem Heimatland, in dem rund 27 Millionen Menschen leben, sind die Zahlen auf dem Papier derzeit gering - offiziell. Rund 3.300 aktive Fälle melden die staatlichen Statistiken. Insgesamt zählt Kamerun seit Pandemiebeginn rund 75.000 Corona-Fälle mit gut 1.150 Todesfällen. Wahrscheinlich aber dürften die Zahlen weitaus höher liegen. Die deutsche Bundesregierung stuft das Land deshalb weiterhin als Risikogebiet ein. Wie auch in Deutschland sind die Schulen zumindest teilweise geschlossen, werden die Klassen geteilt. „Die einen werden morgens unterrichtet, die anderen abends“, berichtet Pepoure. Es besteht offiziell die Pflicht, Nase und Mund in der Öffentlichkeit zu bedecken und die Abstandsregeln einzuhalten. Derzeit sind die Landesgrenzen dicht. Nur kamerunische Staatsangehörige und Personen mit Daueraufenthaltsrecht dürfen ins Land, müssen dazu aber einen aktuellen, negativen PCR-Test nachweisen und sich zudem testen lassen. Richtig ernst nehme aber weder die Regierung noch die Bevölkerung die Gefahr durch das Virus. „Die Menschen feiern und treffen sich, vor allem auf dem Land“, berichtet der Altenpfleger. Auch Gastronomie, Bars und Diskotheken sind geöffnet. An die Hygiene- und Abstandsregeln halten sich viele nicht, weiß er aus Erzählungen seiner Familie. Laut WHO sind knapp 35.000 Impfdosen verabreicht, doch viele scheuen die Spritze: „Die Leute haben Angst vor Impfungen“, sagt er. Die eigene Familie ist zum Glück bislang vom Virus weitgehend verschont geblieben. „Mein Onkel hatte Grippe-Symptome und sich selbst isoliert“, erzählt Pepouere. Ob es Corona war oder nicht, bleibt unklar – es wurde kein Test gemacht.