· Pressearchiv 2023

Selbstschutz ist die oberste Maxime

Einsatzkräfte des Deutschen Roten Kreuzes Nürtingen-Kirchheim/Teck lernen, wie man im Einsatz mit Übergriffen und Gewalt umgeht.

Gewalt stellt für Rettungskräfte ein immer größeres Problem dar. Ob beim Sanitätsdienst auf dem Stadtfest oder während eines Einsatzes bei einem Unfall: Die Zahl der Übergriffe steigt ständig.

225 Straftaten gegen Rettungskräfte registrierte das Landes-Innenministerium 2022. Ein Plus von 20,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Auch beim DRK Kreisverband Nürtingen-Kirchheim/Teck e. V. häufen sich die Vorfälle bei den Einsätzen,“ sagt Roland Rath, Leiter und Einsatzkoordinator der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV). Helfer werden angepöbelt, beleidigt und körperlich attackiert. Aber auch die Situationen, in denen Helfer zu Opfern von Gewalt gerufen werden, häufen sich.

Für die Psychosoziale Notfallversorgung war dies Anlass, das Thema in einem Workshop ‘Take Care on Duty‘ aufzugreifen. „Wir wollen, dass unsere Einsatzkräfte heil und gesund nach Hause kommen“, sagt Tanja Baumann, stellv. Leiterin der PSNV.

Mit dem Krav Maga-Trainer Michael Gräßler hat sich die PSNV-Gruppe für den Abend nicht nur einen ausgewiesenen Experten für Selbstverteidigung geholt, sondern auch jemanden, der Übergriffe gegen Einsatzkräfte aus eigener Erfahrung kennt. Seit vielen Jahren ist er bei der Berufsfeuerwehr Stuttgart sowie ehrenamtlich als Rettungssanitäter tätig. Für die gut 20 Teilnehmer aus den DRK-Bereitschaften und des PSNV sowie Peers verschiedener Feuerwehren aus dem Kreisgebiet machte Gräßler deutlich, dass die eigene Sicherheit oberste Priorität hat. „Vertrau auf deine Sinne und tue alles dafür, dass du dich sicher fühlst“, so sein Tipp an die Helfer. Dazu gehört auch, sich am Einsatzort zu orientieren: Wo sind die Ausgänge, wer ist anwesend?

Ist am Einsatzort eine Person aggressiv, lautet für den Fachmann die erste Stufe: „Bleibt freundlich.“ Wichtig sei dabei, deeskalierend zu wirken, flexibel zu reagieren und die richtige Ansprache zu finden.

Nach der intensiven Theorie konnten die Teilnehmer mit dem Trainer ganz praktisch verschiedene Abwehr- und Schutztechniken ausprobieren. „Die Abläufe müsst ihr üben“, gibt er den begeisterten Helfern nach dem schweißtreibenden Training mit auf den Weg.

Nicht zuletzt gehörte auch ein kurzes Briefing zu rechtlichen Fragen bei Notwehr- und Nothilfe-Situationen zur mehrstündigen Weiterbildung, welche aus dem Erlös des Benefizkonzerts mit dem Landespolizeiorchester beim PSNV-Jubiläum erzielt wurde.