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Sanitätsdienst im Vollschutz

Die DRK-Helfer bereiten sich auf ihren Einsatz vor. Bild: Nicole Mohn

DRK-Kreisverband Nürtingen-Kirchheim/T. e.V. misst Fieber bei Bewohnern der Flüchtlingsunterkünfte.

(Nicole Mohn) Das Infektionsgeschehen hat den Landkreis Esslingen nach wie vor fest im Griff. Über 2200 Menschen stehen (Stand 30. Oktober) wegen einer Covid 19 Erkrankung unter Quarantäne. Darunter etliche Einrichtungen für Flüchtlinge. Der Sanitätsdienst des DRK-Kreisverbandes Nürtingen-Kirchheim/T.e.V. unterstützt das Landratsamt bei der Betreuung der Bewohner der betroffenen Unterkünfte in Nürtingen, Oberboihingen und Unterensingen. Jeden Abend bieten Ehrenamtliche an Fiebermessstationen einen kurzen Gesundheitscheck an. Im weißen Sanitätszelt vor der Flüchtlingsunterkunft bereiten Torsten Stutz von der DRK- Bereitschaft Wendlingen und sein Großbettlinger Kollege Frank Schaich den allabendlichen Check-up vor. Listen und Protokolle werden herausgesucht und die Geräte kontrolliert. „Wir messen bei den Bewohnern die Körpertemperatur, nehmen den Puls und die Sauerstoffsättigung“, erklärt Martin Beuker von der DRK-Bereitschaft Weilheim/Teck den

Ablauf an der Fiebermessstation. Zudem fragen die Helfer ab, ob es Beschwerden wie Halsschmerzen oder trockenen Husten gibt. Die DRK-Helfer führen auch das Corona-Tagebuch der Flüchtlinge. Leichtverständliche Piktogramme liegen bereit, auf denen etwaige Symptome für eine Covid19-Infektion dargestellt sind. Alle Angaben werden auf Patientenbögen protokolliert: „Wir führen für die Flüchtlinge so auch das Corona - Tagebuch“, sagt Stutz. Treten Symptome auf, informieren die Helfer das Landratsamt. Verschlechtert sich der Zustand eines Bewohners, holen die Helfer den ärztlichen Notdienst hinzu oder alarmieren gegebenenfalls einen Rettungswagen. „Bisher mussten wir das zum Glück noch nicht machen“, so Stutz. Bevor jedoch die ersten Bewohner ins Zelt können, müssen sich die beiden

Helfer an der Fiebermessstation erst einmal umziehen. Um die Einsatzkräfte bestmöglich zu schützen, gilt für die Betreuung der Fiebermessstationen jeden Abend Vollschutz. Dazu schlüpfen Stutz und Schaich in gelbe Schutzanzüge. Sorgsam werden Ärmel und Hosenbeines des Anzugs heruntergezogen. Nach dem Anlegen wird der lange Reißverschluss vorn verklebt, die Haare verschwinden erst unter einem Haarnetz, dann unter der engen Kapuze des Anzuges. „Es darf nichts mehr herausschauen“, sagt Schaich. Zum Anzug kommen Maske, Schutzbrille und ein Schutzschild für das Gesicht. Die Hände stecken in drei Handschuhschichten. „Das zweite Paar wird fest mit dem Anzug verklebt“, erläutert Beuker das Vorgehen. Der dritte Handschuh gilt dem Schutz der Patienten: „Wird der verunreinigt, können wir die austauschen. Der unterste dient als Schutz für den Helfer beim Ablegen der Schutzmontur.“ „Die Anzüge zählen zur höchsten Schutzklasse“, so Beuker, der die beiden Helfer beim Ankleiden unterstützt. Damit arbeiten die Helfer unter einem höheren Schutz als beispielsweise die Kräfte in den Krankenhäusern. „Wir haben uns ganz bewusst dafür entschieden, weil hier ausschließlich Sanitätshelfer im Einsatz sind und keine ausgebildeten Pflegekräfte“, sagt der Experte vom Weilheimer DRK. Trotzdem haben viele Helfer Respekt vor der Aufgabe, sagt er. „Im infektiösen Bereich zu arbeiten ist nichts Alltägliches“, weiß er um das Risiko, das die Ehrenamtlichen hier im Einsatz auf sich nehmen. Mit Blick auf die unklare Entwicklung des Infektionsgeschehens bietet der DRK-Kreisverband Nürtingen-Kirchheim/T. e.V. seinen Helfern derzeit zudem wieder verstärkt Schulungen zum Thema Infektionsschutz an. „Das ist auch für uns ein Thema, das lange Zeit sehr weit weg war“, gibt Beuker, der beim DRK in Weilheim Ausbildungsleiter ist, zu. Auch für die Einsatzkräfte an den Fiebermessstationen gab es eine Auffrischung der Ausbildung. Sechs bis zehn Ehrenamtliche sind es, die täglich an den Unterkünften in der Max-Eyth-Straße in Nürtingen sowie in Oberboihingen und Unterensingen den kurzen Check-up anbieten. Zusätzlich sind Helfer des DRK im Auftrag der Stadt Nürtingen bei der Anschlussunterbringung in Raidwangen vor Ort. „Hier sind wir alle zwei Tage im Einsatz“, heißt es bei der Kreisbereitschaftsleitung. Gestemmt werden die Einsätze hauptsächlich von den Bereitschaften aus Nürtingen, Frickenhausen, Wendlingen, Kirchheim und Weilheim sowie Großbettlingen. Unterstützung kommt von der Rettungshundestaffel und der DLRG. Insgesamt sind die Helfer des DRK-Kreisverband Nürtingen-Kirchheim/T. e.V. so für über 160 Menschen da. Das Angebot werde von den Bewohnern dankbar angenommen. „Viele sind froh, dass jemand nach ihnen schaut“, hat Torsten Stutz beobachtet.