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Menschliche Nähe ist unsere primäre Aufgabe

Die ehrenamtlichen Fachkräfte des Notfallnachsorgedienstes (NND) leisten "Erste Hilfe für die Seele", wenn Menschen - zumeist unvorbereitet - durch Not- oder Unglücksfälle aus der Normalität ihres Lebens herausgerissen werden. Bilder: Markus Brändli, DRK

Arbeitsgemeinschaft Psychosoziale Notfallversorgung im Landkreis Esslingen gegründet.

„Wir hören zu, trösten, reden oder schweigen und leiten erste organisatorische Schritte ein, genau in dem Maße, wie die Betroffenen es sich wünschen. Wir stehen in den ersten Stunden bei und halten mit aus, bis Angehörige oder Freunde sich um die Betroffenen kümmern können.“ fasst Roland Rath die wichtigsten Aufgaben des ehrenamtlichen Notfallnachsorgedienstes (NND) zusammen. Im DRK-Kreisverband Nürtingen-Kirchheim/Teck gibt es unter dem Dach des NND die psychosoziale Notfallversorgung für Betroffene (PSNV-B) und die psychosoziale Betreuung für Einsatzkräfte (PSNV-E) schon seit über 20 Jahren. Rath ist Leiter des NND im Kreisverband und von Anfang an mit dabei. „Seit der Gründung des Notfallnachsorgedienstes am 01.03.2001 konnten unsere ehrenamtlichen Einsatzkräfte im Rahmen von über 1.000 Einsätzen - der tausendste Einsatz war erst vor wenigen Tagen - über 10.000 Menschen aktiv zur Seite stehen“, schaut Rath auf zahlreiche Einsätze, mit teilweise bewegenden Schicksalen der Betroffenen und Angehörigen, zurück. Zu manch einem, dem er in der Not Seelenbeistand geleistet hat, hat Rath auch heute noch einen persönlichen Kontakt. Nach den Einsätzen bekommen die „Notfallnachsorger“ oft Dankesschreiben. „Diese zeigen“, so Tanja Baumann, stellv. Leiterin des NND, „wie wichtig menschliche Nähe in der Notsituation ist.“ Die für 2021 geplante Geburtstagsfeier zum 20-jährigen Bestehen des NND im DRK-Kreisverband Nürtingen-Kirchheim/Teck musste Coronabedingt ausfallen und soll deshalb in diesem Jahr nachgeholt werden. Geplant sind Fachvorträge und ein Festakt. Am 08.Mai, dem Weltrotkreuztag, steht als Höhepunkt ein Benefit-Konzert mit dem Landespolizeiorchester Baden-Württemberg auf dem Programm.

Neben den Rettungsdiensten sind im Landkreis Esslingen die Kirchen in der Notfallnachsorge tätig. Bereits 1994 wurde unter der Trägerschaft des DRK-Kreisverbandes Esslingen zusammen mit den Kirchen der erste Notfallnachsorgedienst in Baden-Württemberg gegründet. Jetzt haben sich die Vertreter der evangelischen und der katholischen Kirche sowie der Rettungsdienste im Landkreis zu einer gemeinsamen Arbeitsgemeinschaft Psychosoziale Notfallversorgung (AG PSNV) zusammengeschlossen und ein Grundsatzpapier unterschrieben. Mit Unterzeichnung des Kooperationsvertrags auf dem Landratsamt Esslingen bekennen sich die Beteiligten zu einheitlichen und verlässlichen Strukturen der Notfallnachsorge und der psychosozialen Betreuung auf Kreisebene. Eine hauptamtliche Kraft unterstützt die Arbeit der Arbeitsgemeinschaft und entlastet die ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen. Der/die Stelleninhaber*in soll als Bindeglied zwischen allen Beteiligten fungieren, die Aus- und Fortbildung mitorganisieren und zudem Anlaufstelle für die Gewinnung neuer ehrenamtlicher Mitarbeitender sein. Vom Zusammenschluss der NND-Dienste in eine gemeinsame AG versprechen sich alle Partner zudem wichtige Synergieeffekte für ihre Arbeit. Die Idee für eine landkreisweite AG PSNV gibt es indes schon länger. Um den fachlichen Austausch zwischen den verschiedenen Organisationen und Institutionen im Landkreis zu fördern, wurde bereits im Juli 2019 der Arbeitskreis Psychosoziale Notfallversorgung unter Leitung des Amts für Katastrophenschutz ins Leben gerufen. Die gute und intensive Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure in der psychosozialen Notfallversorgung, unter anderem in der Notfallseelsorge, mit den Hilfsorganisationen und dem Landkreis, bekräftigte den Entschluss den losen Arbeitskreis zur festen Arbeitsgemeinschaft weiterzuentwickeln. Die Finanzierung der hauptamtlichen Personalstelle für die Koordinierung und Weiterentwicklung der Psychosozialen Notfallversorgung im Landkreis Esslingen mit einem Arbeitsumfang von 50 Prozent, für zunächst fünf Jahre, teilen sich der Landkreis Esslingen, die Diözese Rottenburg-Stuttgart und die Evangelische Landeskirche Württemberg.

Der Notfallnachsorgedienst steht Ihnen fürsorglich und unbürokratisch zur Seite, wenn z.B.

  • eine/einer Ihrer Angehörigen plötzlich und unerwartet verstirbt,
  • Ihnen eine Todesnachricht durch die Polizei überbracht wird,
  • Sie als Augenzeugen und Beteiligte bei schlimmen Ereignissen und Unglücksfällen Betreuung benötigen,
  • Sie bei Großschadenslagen und Katastrophen Hilfe benötigen,
  • Sie als Einsatzkräfte des Rettungsdienstes, der Feuerwehr oder der Polizei nach belastenden Einsätzen unsere Unterstützung brauchen.

Unsere Verschwiegenheit ist selbstverständlich.
 

So kommen wir vor Ort:

In Not- und Unglücksfällen wird der Notfallnachsorgedienst auf Wunsch der Betroffenen oder der Hilfsorganisationen im Einsatz über die Rettungsleitstelle hinzugerufen.

Betroffene können im Notfall diesen Dienst aber auch direkt über die Integrierte Leitstelle Esslingen zur Hilfe rufen, rund um die Uhr: 07022/19 222.