„Füreinander da. Miteinander stark“ - mit dieser Devise der DRK-Strategie 2030 haben die Rotkreuzler des Kreisverbandes Nürtingen-Kirchheim/Teck die schwierigen Aufgaben und Herausforderungen der zurückliegenden Monate gut gemeistert. Bei der Kreisversammlung am 11.10.2023 in Holzmaden zog das Präsidium Bilanz.
Corona, Hochwasser-Einsatz im Ahrtal, Ukraine-Krieg, Inflation und Energie-Krise: Es sind herausfordernde Zeiten, in denen die Menschen auf die Hilfe und Unterstützung des DRK setzen. Allein im Ahrtal gingen Helfer aus dem Kreisverband 17.000 Stunden in den Einsatz. Am 30. Juni 2023 wurden diese für ihren grandiosen Einsatz von Landrat Heinz Eininger geehrt. „Das sind zehn Arbeitsjahre eines Menschen“, setzte Kreisverbands-Präsident Simon Blessing dies ins Verhältnis. Einsätze wie diese zeigten, was das DRK Nürtingen-Kirchheim/Teck zu leisten imstande sei und in der Flüchtlingsarbeit derzeit immer noch leisten. „Darauf dürfen wir stolz sein“, so der Präsident.
Dankesworte an den DRK-Kreisverband richteten Holzmadens Bürgermeister Florian Schepp sowie Christina Werstein, Dezernatsleiterin Gesundheit, Ordnung und Verkehr beim Landratsamt Esslingen. Die Vizepräsidentin des DRK-Landesverbandes, Gabriele Zull, stärkte dem Kreisverband ebenfalls den Rücken und monierte die von der Bundesregierung vorgesehenen Kürzungen im Freiwilligendienst.
Simon Blessing verdeutlichte, dass im Verbund des DRK-Kreisverbandes 1.400 Ehrenamtliche sowie 1.100 Mitarbeiter den Rotkreuz-Gedanken leben. Sei es als Helfer im Einsatz, bei Veranstaltungen wie dem Solferino-Fackellauf im Juni bei der Bereitschaft Weilheim oder beim erfolgreichen Tag der offenen Tür im September, den der DRK-Kreisverband zusammen mit der Feuerwehr Nürtingen und dem DLRG rund um das Rettungszentrum in Nürtingen veranstaltete. Aber auch in den DRK-Seniorenzentren, bei Angeboten wie dem Tafelladen oder Essen auf Rädern wird viel geleistet.
Bei den aktiven Mitgliedern verzeichnete der Kreisverband im Vergleich zum Vorjahr einen Zuwachs. „Es ist uns gut gelungen, die DRK-Arbeit in ihrer Vielfalt zu reaktivieren“, zeigte sich Blessing zufrieden. Vor allem im Jugendbereich gibt es viele motivierte Nachwuchskräfte, wie die Auszeichnung der Jugendrotkreuzler zu Beginn der Kreisversammlung eindrucksvoll zeigte: Bei den Bambinis (sechs bis neun Jahre) hatte beim Kreiswettbewerb 2023 die Ortsgruppe Linsenhofen die Nase vorne, ebenso bei den Zehn- bis Zwölfjährigen. In der Altersklasse 13 bis 16 Jahre holte sich die Ortsgruppe Neidlingen den Sieg. Das JRK Weilheim gewann bei den 17 bis 27jährigen. Die Weilheimer holten zudem beim Landesentscheid der Bereitschaften sechs Leistungsabzeichen in Gold sowie eines in Silber. In der Gesamtwertung brachten sie es somit auf den dritten Platz – mit einem ersten Platz bei der menschlichen Zuwendung.
Ausruhen will sich das Präsidium auf solchen positiven Ergebnissen jedoch nicht: „Wir müssen weiterhin Menschen für ein Engagement bei uns motivieren“, betonte Blessing. Insbesondere gilt das für die Gewinnung von neuen Fördermitgliedern, deren Zahl in den vergangenen Jahren beständig gesunken ist. Das Spendenaufkommen reduzierte sich seit 2020 von 904.000 auf 777.000 (2022). Ein Rückgang, der das DRK schmerzt: „Ehrenamtliches Engagement braucht Geld“, machte der Präsident des Kreisverbandes deutlich, „die Mittel werden dringen für Ausbildung und Ausstattung der Ehrenamtlichen benötigt“. Gegensteuern möchte der Kreisverband nicht nur mit einer intensiven Werbekampagne für Fördermitglieder, die seit Anfang diesen Jahres durchgeführt wird, sondern auch mit einer breit aufgestellten Öffentlichkeitsarbeit in den sozialen Medien ebenso wie in der Presse.
Einen Überblick über das vergangene Jahr für die Einrichtungen des DRK-Verbundes gab DRK-Kreisgeschäftsführer Rafael Dölker. Wie ein roter Faden zog sich die Problematik des Fachkräftemangels durch seinen Bericht. Gerne würde der Kreisverband zum Beispiel das Betreuungsangebot in der verbandseigenen Kindertagesstätte ausbauen. „Aber der Fachkräftemangel hindert uns daran“, so Dölker. Pläne für die Einrichtung einer weiteren Kindertagesstätte stellt der Verbund zunächst zurück. Nicht nur, weil das nötige Personal dafür nicht zu bekommen ist: Auch die gestiegenen Baukosten spielen bei der Entscheidung eine Rolle.
Inflation und Ukraine-Krieg sorgen auch beim Projekt Kreisgeschäftsstelle für Änderungen. Die ursprünglich geplanten Umbauten und Erweiterungen werden nun in abgespeckter Form umgesetzt. „Wir halten aber an dem Plan fest, dass alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Geschäftsstelle an der Laiblinstegstraße einen Platz bekommen“, so Dölker. Bis Anfang 2026 sollen alle Beschäftigten aus den verschiedenen Standorten vereint sein.
Eine weitere Baumaßnahme steht in Kirchheim/Teck an: Hier sei es endlich gelungen, ein Grundstück für den Bau der neuen Rettungswache zu finden, berichtete der Kreisgeschäftsführer. Positiv hat sich auch die Ausbildungsstrategie bei den Rettungssanitätern ausgewirkt. Zwar sei man derzeit noch zeitweise auf Fremdpersonal angewiesen, bis 2026 soll der Rettungsdienst seinen Personalbedarf aber komplett selbst stellen können. Herausforderungen stelle die Integrierte Leitstelle in Esslingen dar. Hier bedürfe es nicht nur zusätzliches Personal: „Wir müssen das auch räumlich unterbringen“, so Dölker. Herausforderungen erwartet er auch vom neuem Landesrettungsgesetz: Hilfszeiten von zehn oder zwölf Minuten, wie angedacht, seien bei der derzeitigen Personallage kaum zu stemmen, so seine Prognose.
Fehlendes Personal ist auch für den Geschäftsführer der DRK-Seniorenzentren, Stefan Wiedemann, und die Prokuristin Iris Händler ein Alltagsproblem: „Wir können nicht spontan schließen, wie es ein Kindergarten machen kann, wenn Personal ausfällt“, sagte Wiedemann. 365 Tage im Jahr, 24/7 muss die Versorgung der Bewohner gewährleistet sein. Auch die gestiegenen Energiekosten verschärfen die Lage. Dass selbst große Träger Heime ganz oder teilweise schließen müssen, bereitet ihm Sorge. Bis zu 100.000 Pflegeplätze werden bis 2030 in Baden-Württemberg notwendig sein.
Das Hauptaugenmerk von Wiedemann und Händler liegt vor allem bei der Stärkung und Förderung der Beschäftigten und einer handlungsleitenden Unternehmenskultur. „Flexibles und agiles Arbeiten haben wir in der Corona-Zeit gelernt,“ so Händler.
Die Delegierten zeigten sich zufrieden mit der Arbeit des Präsidiums. Einstimmig stimmten sie sowohl der Jahresrechnung zu, die mit einem Plus von gut 20.000 Euro schließt, als auch für die Entlastung des vorsitzenden Gremiums. Eine kleine Wahl gab es auch: Das Präsidial-Team wird erweitert, mit Christopher Ott, der seit 2021 Bürgermeister von Großbettlingen ist. Mit einem einstimmigen Votum kürten ihn die Kreisdelegierten zum weiteren Vizepräsidenten im Präsidium.