Zwei Jahre lang ging beim Jugendrotkreuz so gut wie nichts mehr. Nun startet die Jugendorganisation des Kreisverbandes Nürtingen-Kirchheim neu durch. Auch das große Pfingst-Zeltlager kann wieder stattfinden.
Lange haben die Jugendrotkreuzler darauf warten müssen, dass sich die Mitglieder wieder in Präsenz sehen durften. Erst seit März treffen sich die neun Ortsgruppen des JRK wieder regelmäßig. „Man hat es gespürt, dass es den Jungen und Mädchen fehlt“, berichtet Sabrina Hitzer vom JRK Weilheim.
Über die Corona-Zeit hinweg habe man versucht, über Online-Angebote mit den Mitgliedern der Ortsgruppen in Kontakt zu bleiben, berichtet Ines Baur, Jugendreferentin des JRK Kreisverbandes Nürtingen-Kirchheim. Jedoch für das Miteinander in den Gruppen nur ein kleiner Ersatz. Umso mehr freut sie sich, dass trotz der langen Pause viele der Jungen und Mädchen bei der Stange geblieben sind.
Besonders engagiert sich das Jugendrotkreuz derzeit in der Flüchtlingshilfe. Mitglieder des JRKs begleiteten ukrainische Flüchtlingskinder aus der Unterkunft in Esslingen-Zell beim Besuch im Tierpark Nymphaea. Ein eindrücklicher Tag für die Jungen und Mädchen, wie Jugendleiterin Sabrina Hitzer erzählt: „Dass man mit so einer kleinen Geste so viel Freude bereiten kann, hat alle sehr berührt.“ So sehr, dass sie beschlossen, anlässlich der orthodoxen Osterfeiertage eine weitere Aktion für die Kinder in der Flüchtlingsunterkunft zu organisieren: „Wir haben zusammen Ostereier bemalt und gebastelt“, erzählt sie.
Sich sozial wie in der Flüchtlingsarbeit zu engagieren, das ist eines der vielen Themen, bei dem sich das Jugendrotkreuz engagiert. „Bei uns geht es nicht nur um Erste Hilfe“, betont auch Ines Baur. Als während der Corona-Zeit keine Besuche in den Seniorenzentren möglich waren, haben die Kids Briefe geschrieben und liebevoll bemalt
Zu Ostern gestalteten die Kinder bunte Platzsets für die Senioren, die den Menü-Service des DRK Nürtingen-Kirchheim nutzen. Es war als kleines Zeichen gedacht: „Wir denken an euch – ihr seid nicht vergessen.“ Denn oft sind die Essensfahrer der einzige soziale Kontakt.
Aber auch Umwelt- und Klimaschutz sind in den Gruppenstunden regelmäßig Thema. Unter Anleitung pflanzten JRKler 20 Bäume in Neidlingen. Das JRK Nürtingen-Kirchheim ist deshalb als Klimahelfer auf der bundesweiten Landkarte eingetragen.
Und es wird zusammen gespielt, gebastelt oder auch mal gekocht. Was gemacht wird, darüber entscheiden die Mädchen und Jungen in den Ortsgruppen immer mit, so die Jugendreferentin. „Mitbestimmung ist uns sehr wichtig“, sagt sie. „Die Kinder und Jugendlichen entscheiden selbst, was sie im nächsten Quartal machen möchten.“
Besonders gefreut haben sich die Ortsgruppen auf ihr großes Pfingstzeltlager auf der Alb vor. Fünf Tage lang gibt es dort viel zu erleben. Da der Zeltplatz weder über Stromanschluss noch über Warmwasser verfügt, versorgen sich die JRKler mit nachhaltigen Energien selbst per Solarpanels, Windrad und Muskelkraft mit Fahrradantrieb. Gemeinsam entstehen außerdem aus gebrauchten Tetrapacks stylische Taschen.
Auch der Wettbewerb auf Kreisebene findet dort statt. „Zwei Fliegen mit einer Klappe“, sagt Sandra Kottler. Sie ist stellvertretende Kreisjugendleiterin und verantwortlich für den Kreisentscheid. Denn nach Vorgabe des JRK Landesverbands muss alles Outdoor stattfinden. „Die Gruppen konnten wegen Corona nur wenig üben, aber immerhin gehen drei Mannschaften an den Start“, berichtet sie. Ganz im Gegensatz zu anderen Kreisverbänden: Nur die Hälfte führt dieses Jahr überhaupt einen Wettbewerb durch.
Die Auswirkungen der Pandemiezeit spürt das JRK an allen Ecken und Enden. Nicht nur die Ortsgruppen blieben dicht: Egal ob das beliebte Bärenhospital, in dem schon die Jüngsten spielerisch an Erste Hilfe herangeführt werden, oder die Ausbildung von Juniorhelfern in den Grundschulen und die Besuche in den Kindergärten - vieles, was Kinder begeistert, musste während der Pandemie zurückgefahren werden. An den Mitgliederzahlen hat sich diese Zeit wie bei vielen anderen Organisationen und Vereinen bemerkbar gemacht. „Zwei Jahrgänge fehlen uns schlicht“, sagt Kreisjugendleiter Mathias Schmollack. Er hofft deshalb, dass die Nachwuchsarbeit des JRK wieder Fahrt aufnimmt.