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Im Notfall als Back-up zur Stelle

Foto: Markus Brändli

Betreuer vor Ort unterstützen da, wo Feuerwehr und Sanitäter nicht helfen können.
Pressemitteilung 03.07.2020 von Nicole Mohn.

Im Notfall steht das Rote Kreuz den Menschen zur Seite. Und das auf vielfältigste Weise. Mit den Betreuern vor Ort gibt es beim DRK-Kreisverband Nürtingen-Kirchheim seit rund einem Jahr spezielle Einsatzkräfte, die dort helfen, wo der Einsatzbereich von Rettungsdienst oder Feuerwehr endet.

Ein Unfall, eine Frau ist verletzt und soll per Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht werden. Zuhause aber wartet der pflegebedürftige Ehemann. „Wie geht es jetzt weiter“, stellt sich dann für die Betroffenen aber auch die Einsatzkräfte die Frage. Wer organisiert jetzt, dass sich jemand um den Mann kümmert? Wie stellt man die Versorgung des Pflegebedürftigen sicher?

Ein klassischer Fall für die Betreuer vor Ort, sagt Hans-Jürgen Jung von der DRK-Bereitschaft Lenninger Tal. „Wir haben die Verbindungen zum Pflegedienst und zur den Diakoniestationen, wir kennen die Leute vor Ort, wissen, wer zum Beispiel nach dem Rechten schauen kann bis weiterführende Hilfe da ist“, berichtet Hans-Jürgen Jung, der selbst als Betreuer vor Ort im Einsatz ist. Dank der DRK-eigenen Pflegeheime könne sogar in einem solchen Fall schnell und unbürokratisch ein Platz in der Kurzzeitpflege organisiert werden. „Wir schauen, wie es weitergeht, und nehmen den Druck raus. Sowohl für die Mitarbeiter des Rettungsdienstes als auch für das Unfallopfer“, weiß er aus Erfahrung.

Als einer der ersten Kreisverbände im Land hat der DRK- Kreisverband Nürtingen-Kirchheim/T. e.V. die Betreuer vor Ort im Einsatz gehabt. Dabei, sagt Manfred Schenker, Fachberater für den Bereich Betreuung beim Kreisverband, knüpft das Projekt lediglich an das an, was seit jeher von den DRK-Ehrenamtlichen geleistet werde. „Schon nach dem Weltkrieg waren es DRK’ler, die die Vertriebenen und Kriegsheimkehrer an den Bahnhöfen begrüßt und versorgt haben“, erinnert auch Hans-Jürgen Jung an die Kernaufgabe des Roten Kreuzes. Und auch später standen die DRK-Helfer immer wieder mit Rat und Tat Menschen zur Seite, die in Not geraten waren – sei es durch einen Brand, ein Unfall oder andere Umstände. „Rund 80 bis 85 Prozent all unserer Einsätze in den Bereitschaften sind Betreuungseinsätze“, macht Schenker die Bedeutung dieser Aufgaben deutlich.

Neu ist allerdings, dass die Betreuungseinsätze nun mit einem einheitlichen Konzept hinterlegt sind. Rund ein Jahr lang hat eine eigens eingesetzte Arbeitsgruppe an den Details für das Programm der Betreuer vor Ort (BvO) gearbeitet. „Wir haben überlegt, wie die Ausbildung aussehen muss, was an Ausstattung vorhanden sein sollte und vieles mehr“, erklärt Melvin Mendritzki von der Kreisbereitschaftsleitung. Dank der Unterstützung durch die DRK- Zukunfts-Stiftung Nürtingen-Kirchheim/Teck steht zudem jeder BvO-Einsatzkraft ein Rucksack mit entsprechender Ausstattung zur Verfügung.

Inzwischen gibt es für jedem den Betreuer vor Ort ausgearbeitete Pläne für den Einsatz. Und das nicht nur für den Einzelfall, wie Manfred Schenker berichtet: „Ebenso sind die Helfer für den Großschadensfall ausgebildet und vorbereitet.“ Muss beispielsweise ein Seniorenheim geräumt werden, können die Betreuer vor Ort innerhalb kürzester Zeit eine Notunterkunft mit entsprechender Infrastruktur und Versorgung aufbauen. In der Ausbildung lernen sie, dafür in Frage kommende Gebäude zu erkunden, einzuschätzen, wie viele Personen dort untergebracht und wie die Räumlichkeiten aufgeteilt werden können. Alarmiert werden die Helfer über eine zentrale Rufnummer. „Mit der Einsatzleitung sind die Betreuer auch während des gesamten Einsatzes in Kontakt“, sagt Melvin Mendritzki.

Regelmäßig werden solche Großeinsätze mit den Betreuern geübt: „Von der Organisation des Transportes der Betroffenen zur Unterkunft über ihre Registrierung bis hin zur Versorgung mit Decken, Hygienematerial und Essensausgabe wird dabei alles durchgespielt“, erklärt der Fachberater.

20 bis 25 Teilnehmer bildet der Kreisverband pro Jahr als Betreuer vor Ort aus. Die Ausbildung läuft nicht in der Landesschule des Rotkreuzes, sondern dank des eigenen Fachberaters direkt beim DRK- Kreisverband Nürtingen-Kirchheim/T. Einzelne Themen werden aber auch bei regelmäßigen Dienstabenden in den Bereitschaften immer wieder durchgegangen und immer wieder aufgefrischt.

Mit ihrem Konzept für die BvO-Einsätze nimmt der DRK-Kreisverband Nürtingen-Kirchheim/T. in Baden-Württemberg eine Vorreiterrolle ein. „Inzwischen arbeiten auch andere Kreisverbände mit den von uns ausgearbeiteten Standards“, berichtet Mendritzki. Seitens der Kommunen und des Landes allerdings wünschen sich die Verantwortlichen eine etwas bessere Unterstützung für die so wichtige Arbeit, die hier von den Ehrenamtlichen des DRK übernommen wird. Anders als Polizei und Feuerwehr bekommen die Bereitschaften nur geringe Zuschüsse aus öffentlicher Hand: „Wir finanzieren unsere Arbeit vorwiegend aus Spenden“, bittet die Kreisbereitschaftsleitung um Unterstützung für die so wichtigen Aufgaben, die auch während Corona-Pandemie von großer Bedeutung sind. So stellt das DRK beispielsweise Notfallpakete mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln zur Verfügung, die bei Bedarf angefordert werden können. Auch die Verteilung von Schutzausrüstung und Masken organisierte der Kreisverband mit Unterstützung vieler Ehrenamtlicher.

Info: Wer die Arbeit des DRK Nürtingen-Kirchheim unterstützen möchte, kann dies mit einer Spende an folgendes Konto tun:

Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen IBAN DE36 6115 0020 0048 2019 88
BIC ESSLDE66XXX