(Bericht von Nicole Mohn) Seit mehr als 30 Jahren setzt der DRK-Kreisverband Nürtingen-Kirchheim/T. e.V. Hunde für die Flächen- und Trümmersuche ein. Bei ihren regelmäßigen Einsätzen helfen die Spezialisten von der Rettungshundebereitschaft dabei, Vermisste und Verletzte im Gelände zu finden.
Damit Tiere und Hundeführer für ihre verantwortungsvolle Arbeit bestens vorbereitet sind, stehen regelmäßig Übungseinheiten auf dem Programm. Im September absolvierte die Staffel in Marbach und Nürtingen ein intensives Training mit Herausforderungen für Mensch und Hund. Als einer der ersten Kreisverbände überhaupt baute der DRK- Kreisverband Nürtingen-Kirchheim/T. e.V. 1988 Rettungshunde in seine Reihen ein. Heute sind die Einsatzkräfte auf vier Pfoten und die aktiven Helferinnen und Helfer der Rettungshundestaffel kaum noch aus dem Rettungswesen wegzudenken. Schnell und effektiv können mit Unterstützung der Hunde Suchareale abgesucht werden. Oft sei der Hund die einzige verlässliche Hilfe, um verunglückte, verirrte oder verletzte Menschen noch lebend zu retten, sagt Nicolas Herdin, einer der beiden Bereitschaftsleiter der Staffel. Der Mensch suche intensiv mit den Augen. Mit seinem herausragenden Geruchssinn spürt der Hund hingegen selbst unter Schichten von Trümmern oder über weite Distanzen noch Menschen auf und schlägt mit seiner Schnelligkeit und seinen Fähigkeiten jedes technische Hilfsgerät. „Der Hund macht einen immensen Unterschied“, so seine Erfahrung.
Regelmäßig wird die Staffel des DRK- Kreisverband Nürtingen-Kirchheim/T. e.V. von der Polizei zur Unterstützung bei der Suche angefordert. Spezialisiert sind die Rettungshunde auf die Flächen- und die Trümmerarbeit. Die Bereitschaft wurde deshalb auch schon in Erdbebengebiete in der Türkei, Ägypten und Armenien zu Einsätzen gerufen. Die Suche fordert von den Tieren und ihren menschlichen Partnern viel Erfahrung und Übung. Grundlage für die Einsätze ist ein großes Vertrauen zwischen Hund und Hundeführer. „Man muss seinen Hund genau kennen und wissen, wie er reagiert“, so Herdins Erfahrung. Um als Rettungshund in den Einsatz zu können, muss ein Tier viel lernen. Im ersten Schritt lernt der Hund in kleinen Sequenzen und kurzen Distanzen, dass es spannend und lohnenswert ist, nach Menschen zu suchen. Später wird die Aufgabe immer mehr verfeinert, bis der Hund weiß, dass er nach Personen suchen muss, die sich nicht wie normale Passanten verhalten. Nicht nur das ist eine Herausforderung: Je nach Gelände und Witterung sind Gerüche anders wahrzunehmen. „Der Hund muss zum Beispiel einschätzen lernen, woher die Geruchsspur kommt“, erklärt der Staffelleiter. Umwelteinflüsse wie Wind oder Wasser, Staub oder ineinander verschachtelte Trümmerteile – all das beeinflusst die Geruchsspur.
Wichtig bei der Ausbildung aber sei immer, dass die Arbeit für den Hund Spiel und Spaß ist und jede Suche oder Anzeige positiv endet. „Nur so legt er auch beim nächsten Mal voller Elan und Motivation los“, so der Fachmann. Nicht nur die Vierbeiner haben einiges zu lernen für die Arbeit in der Rettungshundebereitschaft: Wer mit seinem Hund mitmachen möchte, braucht neben der Erste-Hilfe-Ausbildung für Mensch und Hund zusätzlich die DRK-Grundausbildung und eine Funkausbildung sowie einen sicheren Umgang mit Kompass und Karte. Auch lernen die Hundeführer, wie man den Hund im Falle eines Falles sicher transportiert oder sich zum Beispiel mit dem Tier zusammen abseilt. Die Sanitätsausbildung sei inzwischen optional, sagt der Staffelleiter: „Bei uns haben sie aber alle Einsatzkräfte.“ Mindestens ein, im Regelfall aber zwei Jahre dauert es deshalb, bis ein Team komplett ausgebildet ist. Nach der Ausbildung heißt es dranbleiben, um für die Einsätze fit zu bleiben. Zweimal die Woche bieten die Ausbilder der Staffel ein Training an. Vier Stunden sind die Teams dann draußen gemeinsam unterwegs. Geübt wird meist im Gelände, manchmal auch auf einem Abbruchareal. Die Trainingseinheit im Herbst nutzten die Staffelmitglieder, um Situationen zu üben, die sich sonst in die wöchentlichen Übungsstunden nicht so leicht integrieren lassen und um verschiedene Aufgabenstellungen zu vertiefen. Ein echter Glücksfall stellte dabei die Abbruchbaustelle der ehemaligen Psychiatrie in Nürtingen für die Staffel dar. Der Baustellenleiter gab einen Teil des Geländes für eine Trainingseinheit der Rettungshunde frei. „Unter Betrieb trainieren zu können, diese Möglichkeit haben wir nicht so oft“, berichtet Herdin. Die Nähe zum Neckar nutzte die Bereitschaftsleitung im Rahmen des Intensivtrainings für ein zweites wichtiges Übungsszenario: die Suche nach Personen in Ufernähe. „Wasser stellt noch einmal eine ganz andere Herausforderung für die Tiere dar als zum Beispiel ein Waldstück“, erklärt der Ausbilder. Außerdem standen Übungseinheiten im Wald und ein Besuch auf dem Trainingsareal der Kollegen in Schlierbach an. Solche Intensiv-Trainingseinheiten über zehn Tage hinweg gehören fest zum Ausbildungsjahr der Staffel. Und das aus gutem Grund: So konzentriert am Stück lässt sich in den normalen Übungsstunden nicht trainieren. „Vor allem bei jungen Hunden merkt man dabei schnell die Fortschritte“, berichtet Herdin. Die intensive Arbeit mit den Tieren zeigt aber auch, wo es beim Mensch-Hund-Team vielleicht noch Probleme oder Unsicherheiten gibt, an denen gearbeitet werden muss. Zugleich ist die gemeinsame Trainingseinheit, die in diesem Jahr Coronabedingt in feste Gruppen aufgeteilt war, Vorbereitung für die anstehenden Prüfungen, denen sich jedes Hund-Mensch-Gespann alle zwei Jahre unterziehen muss. „Rettungshundearbeit ist zeitintensiv“, gibt Herdin zu. Bis zu 1500 ehrenamtliche Stunden leistet jedes Team der DRK- Rettungshundestaffel Nürtingen-Kirchheim pro Jahr. Für Herdin und die Staffelmitglieder gibt es trotzdem kaum etwas Erfüllenderes als die intensive Arbeit mit ihren Hunden zum Wohle der Menschen.