in schöneres Geschenk hätte es für Wolfram Denker kaum geben können: Kurz vor seinem 95. Geburtstag nahmen die „Glücksbringer“ des DRK-Kreisverbandes Nürtingen-Kirchheim den Bewohner des Kirchheimer Fickerstiftes mit auf eine Reise in seine Geburtsstadt Leipzig.
Noch einmal den Ausblick der Pferderennbahn, die er früher mit seinem Vater immer besucht hat, den Flair des Hauptbahnhofs noch einmal spüren und einen Abstecher zum Völkerschlachtdenkmal machen – wie sehr hat sich Wolfram Denker das gewünscht. Doch das Reisen ist für den gebürtigen Leipziger nicht mehr ganz so einfach: Der nun bald 95-Jährige ist angewiesen auf einen Rollator als Gehunterstützung, für längere Strecken nutzt er einen Rollstuhl. Das birgt einige Herausforderungen in der Reiseplanung – für seine Familie lässt sich deshalb der Wunsch nur schwer realisieren.
Für diese Fälle gibt es die „Glücksbringer“ des DRK Kreisverbandes Nürtingen-Kirchheim. Mit der Unterstützung von Ehrenamtlichen und finanziert durch Sponsoren machen sie diese Wünsche, wie den von Wolfram Denker, wahr.
Begleitet wurde der Ausflug mit vielen gemeinsamen Lachern in die Heimat durch zwei ehrenamtliche Rot-Kreuz-Helferinnen, Madeleine Sonntag und Rebecca Sonn. Mit an Bord war auch Hannelore Kurz, die Wolfram Denker schon seit einigen Jahren betreut. „Sie war es auch, die den Wunsch von Herrn Denker an uns herangetragen hat“, erzählt Anja Heidler, die seitens des Hauptamtes das Projekt „Glücksbringer“ betreut.
Für die Reise in die Vergangenheit wählten die Glückbringerinnen das lange Oktoberwochenende und nahmen die Sonne mit ins Handgepäck. Zusammen mit dem 94-Jährigen ging es vollgepackt mit Proviant Richtung Leipzig. Zum Auftakt machte das Quartett Station am Völkerschlachtdenkmal und ließ sich durch die Erzählungen von Wolfram Denker in das vorherige Jahrhundert entführen. „Es war spannend zu hören, wie es hier früher ausgesehen hat“, schwärmt Madeleine Sonntag vom Aufenthalt am Monument.
Der Weg durch Museen und die Innenstadt lies alle vier staunen: Erinnerungen und Sehenswürdigkeiten formten eine unvergessliche Reise. Die Spuren seiner Kindheit führten während des Aufenthaltes auch in die Straße, in der Wolfram Denkers Elternhaus stand. „Das Haus steht heute nicht mehr, aber eine Bekannte lebte noch bis vor kurzem dort“, so Rebecca Sonn. Stark verwurzelt fühlte sich Wolfram Denker auch mit der Leipziger Pferderennbahn. “Sein Vater war einer der Sponsoren von der Rennbahn und die beiden waren regelmäßig am Sonntag dort“ so Hannelore Kurz. Mit einer spritzigen Runde um die Rennbahn herum sind nun die Erinnerungen wieder aufgefrischt und wurden mit neuen Eindrücken frisch gespickt.
Auf dem Streifzug durch die Innenstadt standen unter anderem der Bahnhof und die Thomaskirche auf dem Programm. Auch ein Abstecher in den Auerbachs Keller ermöglichten die ehrenamtlichen Begleiter dem 94-Jährigen – denn „Wer nie im Auerbachs Keller war, hat Leipzig nicht gesehen“, so Wolfram Denker. Die drei Begleiterinnen wurden Zeugen wie der Besuch der alten Heimat – trotz manch bedrückender Erinnerung an Kriegszeiten – dem Mann neue Energie gegeben hat. „Es ist wundervoll, dass es die Aktion Glücksbringer gibt“, freut sich Hannelore Kurz und das dieses besondere Geburtstagsgeschenk ermöglicht wurde. (drk)
Info:Mit dem Projekt „Glücksbringer“ hat sich der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuz Nürtingen-Kirchheim das Ziel gesetzt Menschen - unabhängig von deren Alter und sozialen Stellung - scheinbar nicht mehr zu erreichende Wünsche zu erfüllen. Diese Wünsche können unterschiedlichster (auch einfacher) Art sein: Von Aktivitäten wie einer Bootsfahrt auf dem Neckar, dem Besuch im Stadion bis hin zu einer Kurzreise sind den Träumen kaum Grenzen gesetzt. Die Erfüllung dieser einzelnen Wünsche soll den „Wünschenden“ die positiven Seiten des Lebens, abseits von Krankheit, Behinderung und Altersbeschwerden, aufzeigen und nicht so schöne alltägliche Herausforderungen (zumindest kurzzeitig) in den Hintergrund rücken.
Wer die Glücksbringer bei der Realisierung eines solchen Wunsches gerne in Anspruch nehmen oder die Aktion finanziell unterstützen möchte, findet in Projekt-Betreuerin Anja Heidler (07022 / 7007-2150) die richtige Ansprechpartnerin.