· Pressearchiv 2019

DRK muss Schülerbeförderung einstellen

(13.04.2019/Roland Rath) Schade nur, dass nach über 40 Jahren erfolgreicher und sehr zuverlässig Schülerbeförderung letztendlich nur noch der Preis ausschlaggebendes Kriterium war, dass für das DRK zu einem Verlust aller bisherigen vom Landkreis Esslingen beauftragten Touren an einen privaten Mitbewerber führte. Mehr als 60 Mitarbeiter des DRK verlieren hierdurch ihre Jobs. Bleibt nur zu hoffen, dass diese Entscheidung nicht irgendwann auf die Füße der betroffenen Kinder und deren Familien sowie den entsprechenden Schulen fällt. Dies zumal der Neue nicht gerade unbekannt ist. Wenn nur die Hälfte dessen stimmt, was man so hört, dann bekomme ich als ehemaliges Mitglied eines Betriebsrates grauer Haare. Ich höre heute schon das: ja aber…. Aber das ist ein ganz anderes Thema!

Kreisverband Nürtingen-Kirchheim/Teck e.V. verliert Tourenausschreibung

Die Nürtinger Zeitung berichtet in ihrer Ausgabe vom 13.04.2019 wie folgt darüber:DRK muss Schülerbeförderung einstellen
Kreisverband Nürtingen-Kirchheim verliert Tourenausschreibung
Nach über 40 Jahren muss zum Ende des laufenden Schuljahres die Schülerbeförderung des DRK-Kreisverbandes Nürtingen-Kirchheim wegen des Verlusts der Aufträge des Landkreises Esslingen eingestellt werden. Als Folge der Betriebsschließung verlieren über 60 Mitarbeiter des DRK ihre Jobs. (kr) Wenn am letzten Schultag im Juli die Kinder aus den DRK-Kleinbussen steigen, dann ist Schluss. Während sich die Kinder auf den Schulschluss und die Ferien freuen dürfen, bedeutet das Schuljahresende für die Mitarbeiter der DRK-Schülerbeförderung das Aus ihrer Beschäftigungsverhältnisse; der Dienst muss wegen nicht mehr vorhandener Aufträge eingestellt werden. Die Schließung des Kindertransportes sei für den DRK-Kreisverband Nürtingen-Kirchheim/Teck e.V. ein großer und vor allem schmerzhafter Einschnitt, zumal das DRK schon weit über 40 Jahre erfolgreich und sehr zuverlässig in der Schülerbeförderung „unterwegs“ ist, so DRK-Kreisgeschäftsführer Klaus Rau. Von der Betriebsschließung betroffen sind neben rund 65 Fahrern und Begleitpersonen auch Mitarbeiter in der Verwaltung des Kinderfahrdienstes. Derzeit werden 50 Touren mit 190 Kindern bedient Bereits seit Anfang der 70er-Jahre fährt der DRK-Kreisverband Nürtingen-Kirchheim im Auftrag des Landkreises Esslingen, der Stadt Nürtingen und der Johannes-Wagner-Schule Nürtingen behinderte Kinder in ihre Schulen. Derzeit werden vom Roten Kreuz im Landkreis Esslingen rund 50 Touren mit rund 190 Kindern bedient, wobei über 80 Prozent der Touren vom Landkreis beauftragt sind. Die Schülerbeförderung beinhaltet die Abholung der Kinder von zu Hause und die Betreuung während der Fahrt zur Schule. Nach Schulschluss werden die Kinder wieder heimgebracht. Die Beförderung von behinderten Kindern erfordert von den Fahrern und Beifahrern eine besondere Fürsorgepflicht und viel gegenseitiges Vertrauen. „Dieser besonderen Verantwortung war sich das DRK von Anfang an bewusst und sensibilisiert deshalb die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Kinderfahrdienstes laufend im Umgang mit den jungen Fahrgästen“, so Rau. Eine hohe Kontinuität bei der Besetzung der Touren, mit möglichst wenigen Wechseln beim Fahrpersonal, sei dabei genauso wichtig wie gute Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten. Die Anwendung des DRK-Tarifvertrages und eine tarifgerechte Bezahlung seien feste Grundlage der DRK-Arbeitsverträge. Dass sich dies auf die Kalkulation und damit auf die Preise der gebotenen Touren auswirken wird, war laut Rau allen von Anfang bewusst. Der DRK-Kreisgeschäftsführer macht aber auch deutlich, dass angesichts der fünfjährigen Laufzeit der Verträge mit dem Landkreis und der damit verbundenen absoluten Erfüllungspflicht dieser durch die Leistungserbringer die Notwendigkeit auskömmlicher Preise zwingend gegeben war, um dauerhafte Defizite über die Gesamtvertragslaufzeit zu vermeiden. Dass bei der Tourenvergabe letztendlich nur noch der Preis ausschlaggebendes Kriterium war, was für das DRK zu einem Verlust aller bisherigen vom Landkreis beauftragten Touren an einen privaten Mitbewerber führte, sei für alle Beteiligten im DRK-Kreisverband sehr schmerzhaft, so Rau. Die europaweite Ausschreibung über die Erbringung von Personenbeförderungsleistungen im freigestellten Schülerverkehr im Landkreis Esslingen, zu der der Landkreis Esslingen als Träger der Schülerbeförderung wegen der Höhe des Gesamtauftragsvolumen aller Landkreistouren gezwungen war, beinhalte umfangreiche Anforderungen an die eingesetzten Fahrzeuge, Strecken- und Kilometervorgaben und Anforderungen an das Fahrpersonal, wie zum Beispiel den Nachweis von Personenbeförderungsscheinen. Langjährige vertragliche Partnerschaften und die bisher bewiesene hohe Zuverlässigkeit seien, im Gegensatz zu früher, als noch freihändige Vergaben möglich waren, nicht mehr berücksichtigt worden. Am Ende habe nur der Preis gezählt. Das DRK-Präsidium des Kreisverbandes Nürtingen-Kirchheim, das in seiner letzten Sitzung sichtlich betroffen der Betriebsschließung des DRK-Kinderfahrdienstes zustimmen musste, bedaure sehr, dass ein gut funktionierendes System, mit dem alle Beteiligten, Schüler, Eltern, Schulen, DRK und der Landkreis als Auftraggeber bisher sehr zufrieden waren, nicht mehr fortgeführt werden kann. Für den DRK-Kreisverband sei die Beförderung behinderter Kinder immer weit mehr gewesen als ein Transport von „A nach B“, nämlich immer ein wichtiger Baustein der sozialen Daseinsfürsorge, eine Kernaufgabe der Rotkreuz- Arbeit. „Ein gutes und harmonisches Zusammenspiel zwischen Haupt- und Ehrenamt, zwischen einer wirtschaftlichen Aufgabenerfüllung und einem breit gefächerten ideellen Bereich, ist der Schlüssel einer erfolgreichen Arbeit von gemeinnützigen Organisationen“, so Klaus Rau. Wenn für diese künftig nur noch die „sozialen ideellen“, schwer finanzierbaren Aufgaben bleiben, dann seien dies wahrlich keine guten Zukunftsaussichten. Der DRK-Kreisverband Nürtingen-Kirchheim verliert mit der Schülerbeförderung ein gut funktionierendes Arbeitsfeld, über 65 teils langjährige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen müssen zum Schuljahresende gehen, Kinder und Eltern müssen sich neu einstellen und verlieren die ihnen vertrauten DRK-Begleiter. Die Schülerbeförderung im Landkreis Esslingen wird künftig ohne gemeinnützige Organisationen stattfinden. Ob die Rechnung letztendlich tatsächlich aufgeht, wird sich ab dem neuen Schuljahr zeigen. „Allen dann Beteiligten ist zu wünschen, dass die bisherige hohe Qualität zum Wohle der Kinder dabei weiterhin erhalten bleibt“, schreibt Rau.