(Pressebericht Nürtinger Zeitung 02.12.2020 von Nicole Mohn) Von den Erste-Hilfe-Kursen für Führerschein-Aspiranten und Firmen über Essen auf Rädern bis hin zur Kleiderkammer ist unter dem Dach der sozialen Dienste des DRK-Kreisverbandes Nürtingen-Kirchheim/T. e.V. ein buntes Spektrum untergebracht. Seit dem Ausbruch des Corona Virus und mit dem Beginn der zweiten Welle allerdings sehen sich Klaus Roth, Referatsleiter der Rotkreuzdienste, und sein Team gezwungen, etliche der beliebten und stark nachgefragten Angebote auszusetzen. Betroffen sind unter anderem die Gesundheitsprogramme – zum zweiten Mal in diesem Jahr. Erst nach den Sommerferien waren die Gymnastikstunden unter Auflagen wieder gestartet. „Jeder Übungsleiter hat von uns einen Rucksack mit Handschuhen, Desinfektionsmitteln für die Hände und Flächen, Maske und Face Shield bekommen“, sagt Koordinatorin Silvia Ohmenhäuser. Doch angesichts der rasant gestiegenen Fallzahlen zogen die Verantwortlichen nach zwei Monaten die Notbremse. Seither ruht der Kursbetrieb zum Schutz der Teilnehmer, viele von ihnen aus der Hochrisikogruppe, erneut. Mit einiger Sorge sehen Silvia Ohmenhäuser und ihre Kollegin Anja Heidler-Michalec den zweiten Stopp der gemeinsamen Übungsstunden. Für viele der Teilnehmer sind die wöchentlichen Gymnastikstunden das gemeinschaftliche Erleben, die Gespräche, die wichtig seien. Ähnlich sieht es aus für die Mitglieder der Stoma-Selbsthilfe-Gruppe, die derzeit rein telefonisch Kontakt zueinander halten. „Der persönliche Austausch, der fehlt natürlich“, sagen die beiden DRK-Mitarbeiterinnen. Nicht anders sieht es bei den Stammgästen der Kaffeestunde aus, die normalerweise alle 14 Tage vom DRK organisiert wird. Seit über 25 Jahren ist der gemeinsame Kaffeeklatsch eine feste Institution für viele Senioren aus Nürtingen und Umgebung. Da auch hier viele der Gäste ebenso wie die ehrenamtlichen Helfer zur Risikogruppe zählen, fällt die Kaffeestunde bis auf Weiteres aus. Für das noch junge Projekt Therapiehunde kamen die Corona Beschränkungen zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt. Kaum gestartet, musste das Besuchsprogramm mit den Vierbeinern wieder gestoppt werden. Gleiches gilt für die „Glücksbringer“: „Derzeit können wir leider keine Wünsche erfüllen“, bedauert Anja Heidler-Michalec. „Nichts geht mehr“ heißt es auch für das Programm „Beste Genesung“, in dem alleinlebenden Menschen aus Nürtingen und Umgebung nach einem Klinikaufenthalt für die Zeit ihrer Gesundung eine Unterstützung an die Seite gestellt wird.
Dafür hat das Team von „Essen auf Rädern“ derzeit alle Hände voll zu tun. „Wir haben ein Plus von zehn bis 15 Prozent“, berichtet Klaus Roth. Er führt das Plus darauf zurück, dass viele der älteren Menschen derzeit lieber darauf verzichten, zu oft rauszugehen und Kontakte reduzieren. Außerdem sind wegen Corona andere Angebote wie Mittagstische gestrichen. Das Angebot von „Essen auf Rädern“ laufe komplett kontaktlos, so Roth. Alle Fahrer sind zudem mit Masken und Desinfektionsmitteln ausgerüstet. Deutlich angezogen hat ebenso die Nachfrage bei den Tafeln. In Kirchheim betreibt das Rote Kreuz den Tafelladen selbst, für die Nürtinger Tafel ist der Kreisverband Kooperationspartner. „Zum Glück bekommen wir im Augenblick mehr Spenden, sodass wir alle versorgen können, die zu uns kommen“, berichtet Roth. Für die Ehrenamtlichen von der Kleiderkammer gibt es viel zu tun. Zahlreich fließen zurzeit auch die Kleiderspenden: „Viele haben die Corona Zeit genutzt und zu Hause ausgeräumt“, weiß Anja Heidler-Michalec. Während des ersten Lockdowns musste die Kleiderkammer allerdings schließen. Seit Juli wird jedoch wieder regelmäßig geöffnet – wie in allen anderen Einrichtungen auch mit allen gelten den Hygiene- und Abstandsregeln und Maskenpflicht. „Kundenanzahl und Aufenthaltsdauer sind begrenzt, sodass wir vielen ermöglichen können, das Angebot der Kleiderkammer zu nutzen“, erklärt Anja Heidler-Michalec. Wieder Präsenzzeiten bietet auch die Schuldnerberatung des DRK Nürtingen-Kirchheim. Mitunter herausfordernd und aufwendig war die Arbeit während des Lockdowns, berichtet Beraterin Silvia Ohmenhäuser. Alles muss telefonisch mit den Klienten abgewickelt, Dokumente per Post hin und her geschickt werden.
Die Erste-Hilfe-Kurse laufen beim DRK-Kreisverband ebenfalls wieder. Nicht nur für die Fahranfänger sind die Kurse auf dem Weg zum Führerschein wichtig: „Die Unfallkassen legen Wert darauf, dass die Mitarbeiter in den Betrieben geschult werden“, erklärt Klaus Roth. „Deshalb hat die Aufrechterhaltung der Schulungen hohe Priorität“, erklärt der Referatsleiter. Um in den Kursen die nötigen Abstands- und Hygieneregeln einhalten zu können, musste das Konzept komplett überarbeitet werden. Die Gruppengrößen sind streng limitiert, praktische Übungen sind auf feste Teams begrenzt, Tische sind aus dem Unterrichtsraum verbannt worden.
Generell stieg der Aufwand für die haupt- wie ehrenamtlichen Kräfte seit Beginn der Pandemie drastisch an. Das ziehe sich von den mobilen Diensten bis hin zur Kleiderkammer wie ein roter Faden durch, sagt Klaus Roth: „Alles ist deutlich zeitintensiver geworden.“ Dazu kommen Kosten für Schutzmaßnahmen, Desinfektionsmittel und Ähnliches. Wie es mit den einzelnen Angeboten weitergeht, vermag von den Verantwortlichen derzeit niemand einzuschätzen. „Wir fahren auf Sicht“, sagt Klaus Roth. Er setzt seine Hoffnung in die Impfungen. Bis dahin könnten auch Schnelltests die Abläufe in den besonders sensiblen Bereichen zusätzlich sicherer machen, sagt er. Die will der DRK-Kreisverband in Kürze unter anderem in den Seniorenzentren oder Angeboten wie der ambulanten Pflege einsetzen, kündigt er an.