Sechs Wochen nach der verheerenden Flutkatastrophe im Ahrtal dauern die Aufräumarbeiten im Katastrophengebiet weiter an. Mittendrin ein Trupp vom DRK Kreisverband Nürtingen-Kirchheim/Teck. Eine Woche lang packten acht Einsatzkräfte mit an, um den Betroffenen zu helfen und ihre Versorgung sicher zu stellen.
Etwas abgekämpft und müde sehen sie aus. Acht Tage dauerte der Einsatz in der vom Hochwasser verwüsteten Region im Landkreis Ahrweiler, Rheinland-Pfalz, für Anja Bierbaum, Anna-Lena Schober, Lara Prugger, Johannes Colshorn, Bastian Sturm, Jannik Jahn, Roman Josef Suckfüll und Peter Knoll. Die Eindrücke und Bilder, Erlebtes und Begegnungen sitzen tief. „Wie im Krieg“, schüttelt Roman Suckfüll den Kopf. Als Fahrer hat der erfahrene Rotkreuzler mit Peter Knoll vom Stützpunkt in Koblenz aus die Aggregate und Stromgeneratoren mit Diesel versorgt. Hinten auf dem hochmodernen Unimog ein Tank mit 1.000 Litern, damit ging raus in diese unwirkliche Trümmerlandschaft. Meterhohen Schutthalden entlang der Straßen, weggerissene Brücken, zerstörte Straßen.
Für Strecken von fünf Kilometern brauchen die Fahrer zwei Stunden. Mitunter geht es nur auf Schleichwegen zu den Stationen. „Wenn Du da keinen Ortskundigen hast, der Dir den Weg erklären kann, bist Du aufgeschmissen“, berichtet er. Und Kartenmaterial musste erstmal besorgt werden.
Johannes Colshorn gehört zu den derzeit wohl gefragtesten Einsatzkräften. Der 22jährige ist einer von den rar gesäten Feldköchen, die es beim Roten Kreuz gibt. Er stößt zur so genannten „Verpflegungsstelle 10.000“, die auf dem Parkplatz der Firma Haribo eingerichtet wurde. In 13 Feldküchen versorgen die Koch-Teams die Helfer und Menschen in der Region mit bei zu 13.000 Portionen am Tag. 500 bis 600 Essen schickt Johannes mit seinen beiden Küchenhilfen pro Schicht raus. Dimensionen, die der junge Feldkoch so noch nie in der Praxis zu bewältigen hatte. Zentnerweise Nudeln, Kartoffeln und Gemüse gehen durch die Feldküchen pro Tag – schier unvorstellbare Mengen.
Gekocht wird mit Gas. „Rund 100 Gasflaschen haben die Feldküchen am Tag verbraucht“, so der Feldkoch. Die Menüs planen? Funktioniert oft nicht. „Wir mussten immer schauen, was ist an Spenden gekommen ist und was muss verarbeitet werden, damit es nicht verdirbt“, erzählt der DRK-Mann.
Nachts um 2 Uhr geht’s los für die Helfer, damit die Essen in so genannten Thermophoren pünktlich rausgehen. Lara Prugger gehört zu den Fahrern, die mit Sprintern und Mannschaftstransportern die Rationen an die rund 40 Ausgabestellen im Katastrophengebiet verteilen. Dazu müssen täglich tausende von Lunchpaketen für das Frühstück und das Abendbrot zusammengestellt werden. Zunächst werden die Pakete noch von den Helfern gepackt. „Da ist aber vieles weggeschmissen worden, weil eben nicht alle alles mögen“, sagt Anja, die sich mit anderen Helfern vom DRK aus ganz Deutschland darum gekümmert hat. Deshalb stellen die Teams um – jeder darf sich aus dem vorkonfektionierten Angebot nehmen, was ihm schmeckt.
Damit an den vielen Verpflegungsstellen und den Küchen alles rund läuft, ist die Spülstraße im Dauerbetrieb. Anna-Lena macht hier die Spätschicht. Sie - wie alle anderen, die in dieser Woche vom DRK Nürtingen-Kirchheim im Katastrophengebiet anpacken - begeistert die große Kameradschaft, mit der hier HelferInnen aus ganz Deutschland zusammenarbeiten.
Rund 200 Helfer hat allein das DRK derzeit vor Ort im Einsatz, in der Essensversorgung, als Fahrer und in der Verwaltung. Die wollen nicht nur verpflegt werden, sondern brauchen auch ein Bett für die Nacht. Jannik Jahn von der Rettungshundestaffel des DRK Nürtingen-Kirchheim, bereits zum zweiten Mal in der vom Hochwasser zerstörten Region im Einsatz, hat dieses Mal zusammen mit Bastian Sturm im Stab mitgearbeitet und dafür gesorgt, dass jeder ein Bett für die Nacht bekommen hat. Den Großteil der Helfer steht für ihre Zeit vor Ort ein Zimmer in einer Reha-Klinik zur Verfügung, andere nächtigen in einer Jugendherberge.
Ein Ende des Einsatzes ist noch lange nicht in Sicht, das machen die Schilderungen der zurückgekehrten Einsatzkräfte deutlich. Derzeit wird unter anderem mit Hochdruck am Aufbau von Notunterkünften gearbeitet, um den Menschen für die bevorstehende kalte Jahreszeit ein warmes Dach über dem Kopf anbieten zu können. Teilweise ist die gesamte Versorgungstruktur zusammengebrochen.
Die Hilfe, sie wird noch Monate weitergehen müssen, um den Betroffenen einen Neustart ermöglichen zu können. Vom DRK Nürtingen-Kirchheim sind deshalb aktuell wieder Einsatzkräfte vor Ort, um ihren Teil dazu beizutragen. (drk)
Info: Wer die Arbeit des Roten Kreuzes vor Ort unterstützen möchte, kann an das folgende Konto nutzen:
IBAN: DE63 3702 0500 0005 0233 07
BIC: BFSWDE33XXX
Stichwort: Hochwasser