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Glück ist, wenn die Krise eine Pause macht

Bettina Becher (sitzend) und Madeleine Sonntag sind zwei sehr engagierte DRKlerinnen mit Herz und Seele und dies sowohl im Haupt- als auch im Ehrenamt. Foto: Markus Brändli

Corona-Pandemie stellt das Team vom DRK-Ehrenamtsbüro vor große Herausforderungen.
Bericht von Nicole Mohn.

Presseartikel Teckbote 19.06.2020 – Nürtinger Zeitung 22.06.2020  von Nicole Mohn

In der Corona-Pandemie stehen die Mitglieder des DRK seit Beginn an vorderster Front. Nicht nur Rettungsdienst und Sanitäter, sondern auch eine Vielzahl von Ehrenamtlichen. Um sie kümmern sich Bettina Becher und Madeleine Sonntag – von der Einsatzkleidung angefangen bis hin zu den derzeit erforderlichen Schutzausrüstungen und Desinfektionsmitteln.

Etwas müde sehen sie aus, die beiden Mitarbeiterinnen vom so genannten Ehrenamtsbüro des DRK Kreisverbandes Nürtingen-Kirchheim. Kein Wunder: Seit das Covid-19-Virus das Leben in Deutschland auf den Kopf gestellt hat, haben die zwei alle Hände voll zu tun. Über ihre Schreibtische läuft alles, was für die neun Bereitschaften und den Sondergruppen wie Bergwacht und Notfallseelsorger im Verbandsgebiet beschafft werden muss. Von der Dienstkleidung angefangen bis hin zu technischen Geräten und zu Corona-Zeiten eben auch alle notwendigen Schutzausrüstungen. „Insgesamt betreuen wir für um die 950 Personen “, schätzt Madeleine Sonntag. Dazu kommen Versicherungen für die Fahrzeuge und Ehrenamtliche im Dienst, Wartungsaufträge und viele andere Dinge mehr. 

Schon im Alltag vor Corona lassen sich die vielseitigen Aufgaben kaum in eine geregelte Planung gießen. „Jeder Tag ist eine Wundertüte“, lacht Bettina Becher. Nun, seit das Corona-Virus Deutschland und den Südwesten erreicht hat, erst recht. Masken, Desinfektionsmittel, Schutzkittel – all das brauchen nicht nur Ärzte und Kliniken, sondern auch die vielen ehrenamtlichen Helfer vor Ort. Vor allem in den ersten Wochen der Pandemie war jedoch an diese Dinge kaum heranzukommen. Und wenn meist zu enorm gestiegenen Preisen. „Zwölf Euro für eine FFP 3- Maske“, gibt Madeleine Sonntag nur ein Beispiel dafür, wie die Preise an die Decke geschnellt sind. Kein Wunder also, dass auch ihre Touren ins Lager unter besonderen Vorsichtsmaßnahmen standen. Ein bisschen mulmig sei Ihnen da manchmal schon gewesen, geben sie zu. Gut, dass Familienangehörige da als Begleitschutz zur Stelle waren.
 
Um Material zu sparen, mussten die Einsätze der Bereitschaften zurückgefahren werden. Ohne die vielen hundert selbstgeschneiderten Mund-Nasen-Bedeckungen, die Freiwillige unermüdlich für das DRK genäht haben, wäre es eng geworden, bedanken sich die Beiden. Täglich haben sie in den ersten Wochen dafür gesorgt, dass Nähmaterial verteilt und die fertigen Masken ausgegeben werden. 

Inzwischen, berichten sie, hat sich die Lage wieder etwas entspannt. So bleibt nun zumindest etwas mehr Zeit, das liegengebliebene Alltagsgeschäft aufzuarbeiten. Dafür hatten die beiden Frauen in den ersten Wochen der Pandemie kaum Luft. Allein in der ersten Woche zählten die zwei Frauen über 180 Anrufe. Oft Telefonate, die weitere Aufgaben und Anrufe nach sich zogen. „Glück ist, wenn die Katastrophe eine Pause macht“, sagt Bettina Becher.

Ihre Aufgabe im Ehrenamtsbüro, hier an der Nahtstelle zwischen Haupt- und Ehrenamt, ist für beide weit mehr als ein Job. Vielmehr eine Herzenssache. Und für die sind sie sieben Tage, 24 Stunden zur Stelle. An den Wochenenden sind sie per Handy erreichbar, falls etwas gebraucht wird. Vor allem zur Kreisbereitschaftsleitung haben die beiden einen kurzen Draht. „Und natürlich“, meint Bettina Becher mit einem verschmitzten Augenzwinkern, „kennt man auch so seine Pappenheimer.“ 

Seit 2007 ist sie inzwischen beim Kreisverband tätig: „Und es war noch nie einen Tag langweilig“, meint sie. Immer wieder warten neue Themen und Herausforderungen, werden Projekte betreut und umgesetzt. Zu schaffen machten ihr zu Anfang allerdings die vielen, vielen Abkürzungen im DRK-Jargon. Wie Vokabeln einer Fremdsprache hat sie sich die nach und nach draufgeschafft. „Doch auch heute muss ich ab und zu noch mal nachschauen“, gibt sie zu. 
 „Man trifft viele verschiedene Leute“, gefällt Madeleine Sonntag besonders an ihren Aufgaben. Neben der Betreuung der Ehrenamtlichen kümmert sie sich um die Fahrzeuge aus dem Katastrophenschutz, die beim DRK untergebracht sind. Sie pflegt die Statistiken, wie die Fahrzeuge ausgelastet sind, kümmert sich um Werkstatt-Termine und sorgt für ständige Einsatzbereitschaft der Autos. Wie Bettina Becher hat sie vorher in ganz anderen Bereichen gearbeitet, war unter anderem bei der Post, im Gastrobereich und als Assistentin der Geschäftsleitung tätig. Seit drei Jahren nun ist sie beim Ehrenamtsbüro. 

„Wir sind ein eigespieltes Team“, sagt Madeleine Sonntag. Jeder habe seine Stärken und so ergänze man sich gut.  

Zwischen Haupt- und Ehrenamt ist bei ihnen der Übergang sozusagen nahtlos: Madeleine Sonntag hat die Ausbildung für den Sanitätsdienst und engagiert sie sich im Social-Media-Team des DRK Nürtingen-Kirchheim, das unter anderem den Facebook-Auftritt des Kreisverbandes betreut. Und auch Bettina Becher ist über ihre Arbeit hinaus ehrenamtlich aktiv. Zwei DRKlerin mit Herz und Seele eben.