· Pressearchiv 2018

20 Jahre „Helfer vor Ort“ beim DRK-KV Nürtingen-Kirchheim/T. e.V.

(06.05.2018/Roland Rath) Mensch, wie doch die Zeit vergeht. Der Vorläufer des flächendeckenden „Helfer vor Ort-Systems“ vom Deutschen Roten Kreuz – Kreisverband Nürtingen-Kirchheim/Teck e.V. , die „Tälesrettung“ wurde bereits Im Jahr 1986 aus der Taufe gehoben und durch die ehrenamtlichen Mitglieder von der DRK Bereitschaft Lenninger Tal getragen. Daraufhin wurde dann im März 1998 das sehr erfolgreiche „Puzzle“ im Hilfesystem des DRK Kreisverbandes, dass HvO-System, aus der Taufe gehoben und flächendeckend eingeführt.

Ein System mit Erfolg, dass seines gleichen sucht. Eigentlich wäre es ja für alle Beteiligten gut, wenn sich die ehrenamtlichen Einsatzkräfte dieses Systems, welches durch alle örtlichen Bereitschaften getragen wird, langweilen würden oder noch besser, sie würden gar nicht benötigt . Doch dem ist nicht so. Manches DAX-Unternehmen wäre sicherlich froh, es könnte solche Steigerungsraten ebenfalls verzeichnen. Natürlich wurde der 20iger auch entsprechend gefeiert und die Festtagsrede zu dieser „Geburtstagsfeier“, welche durch Heike Gönninger, Kreisbereitschaftsleiter, vorgetragen wurde, kann nachstehend nochmals nachgelesen werden. Wünschen wir dem Geburtstagskind alles Liebe und Gute und bedanken uns herzlich bei allen „HvO`lern“ für ihr Engagement – auf die nächsten 20 Jahre ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Heike Gönninger, Kreisbereitschaftsleiter Sehr geehrte Gäste, liebe Kameradinnen und Kameraden, an unserem heutigen Helfertag möchten wir zwei Dinge besonders feiern: Die feierliche Übergabe unseres neuen Einsatzleitwagens und das 20-jährige Helfer vor Ort Jubiläum. Im ersten Redebeitrag der Kreisbereitschaftsleitung möchte ich auf die nunmehr zwanzigjährige Erfolgsgeschichte des Helfer-vor-Ort-Systems im Kreisverbandsgebiet Nürtingen-Kirchheim/Teck, also dem Altkreis Nürtingen, eingehen. Wer das Deutsche Rote Kreuz, also das DRK kennt, weiß, dass wir im Roten Kreuz gerne Abkürzungen benutzen. Und so wurde für das Helfer vor Ort System schnell das Kürzel HvO oder der auch der Begriff First Responder gefunden. Alle Drei stehen für die besondere Erste Hilfe Leistung durch gut ausgebildete Rotkreuz-Bereitschaftsmitglieder, die bei einem Notfall parallel zum Rettungsdienst alarmiert werden und durch die räumliche Nähe meist schneller beim Patienten ankommen. So kann die Zeit bis zum Eintreffen des Notfallsanitäters oder Notarztes durch die ehrenamtlichen Helfer überbrückt werden. Die Helfer vor Ort führen lebenserhaltende Basismaßnahmen durch, z.B. Herz-Lungen-Wiederbelebung, Lagerung des Patienten, Betreuung, blutstillende Maßnahmen und vieles mehr. Eine wichtige Aufgabe ist auch die frühe Rückmeldung an die Leitstelle, welche Rettungsmittel und welche weiteren Rettungskräfte je nach Lage vor Ort noch gebraucht werden. Seit nunmehr sieben Jahren sind die Helfer auch mit Defibrillatoren ausgestattet und in dieser Zeit konnten über 1.200 erfolgreiche Reanimationen durchgeführt werden. Lange bevor in anderen Kreisverbänden von einem Helfer vor Ort-System gesprochen wurde, hatte das DRK im Lenninger Tal diese Idee bereits schon umgesetzt. Im Jahr 1986 wurde die sogenannte "Tälesrettung" aus der Taufe gehoben. Als die ersten Schritte getan wurden, glaubte noch niemand daran, dass diese Einrichtung aus dem Lenninger Tal wegweisend für die heute flächendeckende Erstversorgung durch ehrenamtlich Aktive wird. Lange Anfahrtswege auf die Albhochfläche, von den Rettungswachen-Standorten Kirchheim bzw. Nürtingen, bedeuteten auch oft lange Wartezeiten für die Betroffenen. Um dieses Manko auszugleichen, entstand die Idee, ein so genanntes "Vorauskommando" direkt im Lenninger Tal zu etablieren. Dieses Leistungsangebot wurde, wie auch heute noch, aus rein ehrenamtlicher Arbeit betrieben. Die Helfer der ersten Stunde waren Karl und Georg Preu, Dieter Beuttel, Bernhard Kazmaier, Rainer Baumann und Markus Müller.  Sie stellten bei einem entsprechenden Notfall die qualifizierte Erstversorgung sicher. Je nach Verfügbarkeit der regulären Rettungsdienstkräfte wurden die Patienten entweder diesen übergeben oder man übernahm kurzerhand selber den Transport in die Klinik. Die offizielle flächendeckende Einführung des HvO-Systems im Altkreis Nürtingen, also unserem Kreisverbandsgebiet, folgte dann einige Jahre später, im März des Jahres 1998. Besonders Danke sagen möchte ich Georg Preu, Rolf Dubb, Jürgen Briki und Roland Rath, Visionäre der ersten Stunde, die durch ihre ausdauernde Aufbauarbeit maßgeblich zum Gelingen des Systems beigetragen haben. Die seit dem Jahre 1998 geführte Statistik weist im ersten Jahr 51 Einsätze aus. Zehn Jahre später, 2008, wurden bereits 970 Einsätze gezählt. Inzwischen werden durch die neun Bereitschaften im Kreisverbandsgebiet 1.250 Einsätze pro Jahr gefahren. 145 gut ausgebildete Sanitäter, Rettungshelfer und Rettungsassistenten aus den Bereitschaften Großbettlingen, Frickenhausen, Kirchheim/Teck, Lenninger Tal, Neckartenzlingen, Neuffen, Nürtingen, Wendlingen und Weilheim sind 24 Stunden pro Tag / 7 Tage die Woche das ganze Jahr bereit, in Not geratenen Menschen schnell und kompetent zu helfen. Egal ob Tag oder Nacht, Sonne, Regen oder Schnee rücken sie entweder mit ihrem Privat-Pkw oder einem DRK-Einsatzfahrzeug aus. Wie wichtig der Einsatz der HvO-Helfer sein kann, zeigt die folgende Geschichte unter der Überschrift: ‚Ein Patient - zweimal durch Helfer vor Ort sein Leben gerettet.‘ Hochwang im Januar 2005 an einem Sonntag Nachmittag:  Diabetes-Patient, 10 Jahre lang mit Tabletten behandelt. Die zunächst vermuteten Grippesymptome entwickelten sich zu einem unstillbaren Durst und extremer Müdigkeit. Blutzuckerkontrolle: über 530 Milligramm pro Deziliter - Ketoazidose. Nach dem Anruf auf der Leitstelle waren wenige Minugen später die Helfer vor Ort, Bernhard Kazmeier und Rainer Baumann, zur Stelle und leiteten, gerade noch rechtzeitig, die richtigen lebensrettenden Erstmaßnahmen ein, wie von der Intensivärztin im Krankenhaus bestätigt wurde.  Wären nicht sofort die beiden kompetenten DRK-Sanitäter vor Ort gewesen, der heute 22 Jahre alte Sohn – damals Halbwaise, wäre mit 9 Jahren zum Vollwaisen geworden. Derselbe Patient: 17. Juni 2013, abends 19:00 Uhr. Der soeben in Frickenhausen erworbene Audi A3 sollte nach Hochwang gefahren werden. In der Ortsdurchfahrt Neuffen überholte eine junge unerfahrene PKW-Lenkerin in einer langgezogenen unübersichtlichen Kurve einen Traktor mit Hänger und prallte frontal in die Fahrerseite des Audi, glücklicherweise "nur" bei Tempo 40. Keine Chance auszuweichen. Jedoch erlitt der Patient einen Unterarmbruch der linken Elle und Speiche sowie eine komplizierte Trümmerfraktur des linken Unterschenkels. Wenige Minuten nach dem Unfall waren die Neuffener HvO-Helfer an der Unfallstelle, versorgten den Patienten und konnten ihn dann schmerzfrei ins Nürtinger Krankenhaus transpor-tieren, wo die Brüche gleich am Montag früh operativ versorgt wurden. Um eine hohe, gleichbleibende Ausbildung der eingesetzten Kräfte und deren Rechtsstellung zu garantieren, wurde im Februar diesen Jahres das HvO-Gesetz im Innenministerium des Landes Baden-Württemberg verabschiedet. Darin werden unter anderem die Aufgaben, die Ausrüstung, die Aus- und Fortbildung und die Alarmierung der Helfer geregelt. Festgeschrieben wurde auch, dass nur Organisationen, die sich im Katastrophenschutz engagieren, mitwirken dürfen. Zusätzlich zu vorgeschriebenen Ausbildungen im Bereich HvO sind die ehrenamtlichen Bereitschaftshelfer in ihren Bereitschaften auch noch bei Sanitätsdiensten, Altkleidersammlungen oder auch als Ausbilder aktiv. Die schnelle Hilfe im Katastrophenfall, bei Naturkatastrophen, in der Flüchtlingsarbeit, bei Großschadenslagen, Bränden und vielen anderen Einsätzen, zählt ebenfalls zu ihren Aufgaben. So engagiert sich so mancher Helfer alleine bei HvO-Einsätzen und bei Einsätzen in der Bereitschaft über 100 Stunden jedes Jahr für die Bevölkerung. Dies alles geschieht ohne Bezahlung - die Helfer opfern dafür ihre wertvolle Freizeit. Die durch die Ausbildung, die benötigten Fahrzeuge, das verwendete Material und die Versicherung entstehenden Kosten werden von den Bereitschaften und vom Kreisverband getragen. In der Verordnung des Innenministeriums über die Mitwirkung von Helfer-vor-Ort-Systemen wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Hilfe ehrenamtlich, freiwillig und unentgeltlich zu geschehen hat. Deshalb möchte ich nicht versäumen, es anzusprechen, dass wir in diesem Bereich auf Spenden und in erster Linie auch auf Fördermitglieder angewiesen sind, um weiterhin diese wichtige Arbeit für sie fortführen zu können. All diejenigen, die uns als Fördermitglied unterstützen möchten, können heute den ganzen Tag an unserem Stand einen Fördermitgliedsantrag ausfüllen und bekommen zum Dank ein kleines Erste-Hilfe-Set. Außerdem verlosen wir um 16:30 Uhr unter allen neuen Fördermitgliedern ein schönes Geschenk. Wir freuen uns sehr über ihre tatkräftige Mithilfe, sei es als Fördermitglied oder als aktives Mitglied in unseren Bereitschaften.  Bitte sprechen sie uns einfach an. Ich möchte mich nochmals recht herzlich bei allen Helfern der letzten zwanzig Jahren, die sich als Helfer vor Ort eingesetzt haben, bedanken. Ohne ihr ehrenamtliches Engagement wäre diese wertvolle Hilfe in der Notfallrettung nicht möglich. VIELEN DANK.