Nach intensiver Vorbereitung ist es nun soweit: Beim DRK Nürtingen-Kirchheim läuft ab sofort die Kommunikation im Einsatz über Digitalfunk. Rund 200.000 Euro investiert der Kreisverband in den Umstieg auf das neue Netz für die Blaulichtorganisationen. Die neue Technik kommt unscheinbar daher. Beinahe wie ein alter Handyknochen wirken die neuen HandFunkgeräte, mit denen die DRK-Kräfte künftig im Einsatz den Kontakt zur Einsatzleitung und Leitstelle halten. Die Ähnlichkeit kommt nicht von ungefähr: „Der Digitalfunk läuft wie ein Handy über ein Mobilfunknetz“, erklärt Bastian Sturm, der Funkbeauftragte des DRK Nürtingen-Kirchheim. Wie beim Mobiltelefon gibt es für die Geräte eine Karte, ähnlich der SIM-Karte, auf der eine entsprechende Berechtigung hinterlegt ist. Aber der digitale Funk für die Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungskräften läuft über ein separates, exklusives Netz. Und das bringt einige Vorteile mit sich. Das digitale Netz ermöglicht den DRK-Kräften, sich im Einsatz deutlich flexibler bewegen zu können. Jedes Gerät – egal ob Handfunkgerät oder im Fahrzeug eingebaut – sendet zusätzlich die GPS-Daten: „So sieht man genau, wer wo ist. Das reduziert die Dauer des Funkverkehrs deutlich“, nennt Sturm weitere Vorteile. Per Notrufknopf kann die Einsatzkraft Hilfe rufen: „Der Standort wird dann an alle Geräte übertragen und eine Leitung zum Hilferufenden baut sich auf“, so der Fachmann. Außerdem ist der Digitalfunk freier in der Verwendung. „Statt wie bisher zwei Kanäle haben wir nun 17 Gruppen zur Verfügung“, sagt Sturm. Im Einsatz lassen sich die Funkkontakte so deutlich feiner aufteilen. „So können die Teams unabhängig voneinander arbeiten und Einsatzabschnitte können gebildet werden“, erklärt der Experte. Die neuen Geräte schicken den Standort gleich mit und sparen so kostbare Zeit. Das digitale Funknetz punktet zudem mit sehr guter Sprachqualität. „Auch die Netzabdeckung bei uns im Landkreis ist gut“, so der Funkbeauftragte. Wie auf einem Mobilfunktelefon gibt es auch die Möglichkeit, Nachrichten zu verschicken. „Auch Alarmierungstexte können verschickt und die Koordinaten gleich im Navigationsgerät hinterlegt werden“, erklärt der Spezialist. Um die neue Technik im Notfall gut im Griff zu haben, absolvieren die Einsatzkräfte des DRK-Kreisverbandes Nürtingen-Kirchheim eine intensive Fortbildung. „Die Nutzer müssen lernen, mit der neuen Technik sicher umzugehen. Das üben wir gerade“, berichtet Sturm. Jedes DRK-Mitglied, das eine normale Funkausbildung absolviert hat, hat jetzt eine Fortbildung gemacht. Auch eine gründliche Einweisung auf das neue Gerät gehört zum Schulungsprogramm dazu. Die insgesamt drei Ausbilder des Kreisverbandes haben also derzeit alle Hände voll zu tun. Weitere Folgeschulungen hat der Funkbeauftragte bereits in Vorbereitung: „Dabei geht es darum, das Wissen zu vertiefen.“ Denn die neue Technik stellt die Nutzer durchaus vor Herausforderungen. Mit dem Gerät kann der Nutzer zum Beispiel nicht nur auf die Ebene des DRK Nürtingen-Kirchheim zugreifen, sondern auch auf andere. „Da kann man sich leicht verlieren, wenn man nicht weiß, wo man suchen muss“, weiß Sturm. Die Umstellung auf den Digitalfunk stellt für den DRK-Kreisverband eine erhebliche Investition dar. Allein ein einzelnes Handfunkgerät schlägt mit rund 1100 Euro zu Buche. „Die Umrüstung für den neuen Einsatzleitwagen 2 hat 30.000 Euro gekostet“, sagt der Funkbeauftragte. Für die Autos der Bereitschaften kommen im Schnitt 2.500 Euro pro Fahrzeug dazu. Insgesamt belaufen sich die Kosten auf rund 200.000 Euro. „Dazu kommen jährlich Gebühren für das Update“, so Sturm. Wie die Folgekosten für das Netz und die technischen Betriebsstellen unter den Organisationen aufgeteilt werden, stehe auch noch nicht fest. Die alten analogen Funkgeräte hat das DRK Nürtingen-Kirchheim im Gegensatz zu vielen anderen Organisationen übrigens nicht ausgebaut, sondern in den Fahrzeugen belassen. Vom Platz her sei das in allen Einsatzwagen möglich gewesen, berichtet Sturm: „Wir haben uns deshalb entschlossen, den analogen Funk als Rückfallebene zu behalten“, so der Fachmann. Wie wichtig so etwas sein kann, hat die Hochwasserkatastrophe von Ahrweiler vor Augen geführt. Dort brach die Stromversorgung für die Masten weg – und damit ging zunächst nahezu nichts mehr. Um solch einem Ausfall vorzubeugen, rüstet das Land Baden-Württemberg derzeit alle seine Funkmasten mit einer Notstromversorgung aus.